Meine bisherigen Posts über meine „römische“ Werkbank haben anscheinend mehr Fragen entstehen lassen als ich – mehr oder weniger – beantwortet habe.

Daher werde ich mal etwas weiter ausholen, damit aus diversen „Punkten“ – wenn man sie in der richtigen Reihenfolge verbindet – ein Bild wird.
„Mein“ Bild wohlgemerkt – bzw. Hintergründe zur gedanklichen Entstehung meiner Werkbank. Diese Entwicklung wird bei jedem Menschen anders verlaufen – daher der explizite Bezug darauf, daß auch jede/r zu anderen Ergebnissen kommen kann oder auch zum Teil soll!

Alles fing bei mir an mit einem Nachbau einer WorkMate-Hilfs-Werkbank. Man konnte damit besser mit Holz und anderen Materialien umgehen als ohne. Also war sie gut.
Gleichzeitig ließ dieses leider etwas wackelige und viel zu kleine Tischchen aber auch sehr viel zu Wünschen übrig.

Ein Umzug und ein paar Jahre später – eigener Garten – fing ich dann an mich auch mit „Grünholz“ sowie Holzbearbeitung vor hochmodernen (und meist sau-teuren) Werkzeug-Maschinen zu beschäftigen. Es hat nicht lange gedauert, bis ich auf die schon fast historische „Ziehbank“ oder „Schnitzbank“ gestoßen bin, und mir eine Zieh-/Schnitzbank nach angelsächsischem Vorbild gebaut habe.

Parallel dazu bin ich auch in YouTube auf den Kanal von Paul Sellers gestoßen. Wer ihn nicht kennt sollte sich den Kanal mal anschauen: das Wissen das er vermittelt ist sehr fundiert – und kommt ganz ohne Maschinen aus, nur ein paar Handwerkzeuge.

Ganz besonders fasziniert hat mich Paul’s Werkbank: super-stabil, einfach zu bauen – ganz ohne Maschinen! – und, wenn man mag, komplett ohne ein Stück Metall.
Wie man so schön sagt: Ich hatte Blut geleckt.

Hat nicht lange gedauert, dann baute ich eine Werkbank nach Paul Sellers Vorbild. In einer – laut Literatur für Hobelarbeiten notwendigen, niedrigen Höhe: Handgelenkhöhe bei hängendem Arm.
Diese dient jetzt problemlos als Unterbau für meine kleine Drechselbank, denn die Werkbank-Höhe passte nicht so richtig zu mir. Aber, die Werkbank ist super-stabil und sogar einfach zerlegbar.

Immer wieder fand ich mich, ohne vorher darüber nachzudenken, auf einer kleinen Bank sitzend arbeitend wieder. Nichts besonderes, ein Brett mit vier Beinen. Ziemlich genau normale Sitzhöhe. Der Kellerboden bei uns ist zu kalt um auf dem Boden zu arbeiten – ja, ich hab‘ mich auch mit der asiatischen Art Holz-zu-Werken beschäftigt – die Bank war da einfach ideal.

Jetzt ging alles Schlag auf Schlag – ich besorgte mir Sean Hellman’s Buch über „Shaving Horses“, Barn the Spoon’s Buch über Löffelschnitzen, sowie Jane Mickelborough’s Buch über faltbare Löffel (nach historischem Vorbild). Alles Tätigkeiten, die im Sitzen durchgeführt werden.
Da war es nur folgerichtig, da0 ich dann bei Christopher Schwarz’s „Lost Art Press“ auch auf sein Buch „Roman Workbenches“ aufmerksam wurde.

So langsam schließt sich der Kreis, oder?

Stopp – noch nicht!

In all den Jahren ist nicht nur mein Wissen über Holzwerken und seine Techniken gewachsen, sondern auch mein, sagen wir „Bewußtsein“.
Ich stelle jetzt einfach mal die Behauptung in den Raum, daß es für jeden individuellen, selbstbewußten (= sich-seiner-selbst-bewußt-seienden) Holzwerker – also jemanden, der nicht seine Meinung von einer beliebigen Zeitungs-Titelseite übernimmt, aber sehr wohl auch über das gelehrt-bekommene hinaus-schaut – „DIE“ Werkbank gar nicht geben kann. Die einzelnen Individuen sind so unterschiedlich, daß jeder „seine“ Werkbank benötigt – und sich diese vermutlich auch noch im Wandel der Zeit mit verändert.

Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf habe ich mich hingesetzt und zusammengeschrieben, was ich wie gerne bearbeite, und mir eine vorläufige, vorübergehend beste Werkbank für mich zusammengestellt:
Sitzend arbeiten, für Hobeln, Sägen, Schwalbenschwänze und Zinken stemmen, aber auch Grünholz-Arbeiten geeignet. In einem Keller, der kalt ist und keinen flachen Boden hat.

Herausgekommen ist dabei die schon einmal gezeigte – wie gesagt, vorübergehend beste – Werkbank:

Römische Werkbank

Sie ist dreibeinig – damit sie nicht auf unebenem Boden wackelt, aus Fichtenholz – warm und günstig, aus Resten gebaut – noch günstiger, und so kompakt, daß ich sie problemlos in den Kofferraum unseres Autos stellen kann. Schließlich wird doch hoffentlich irgendwann mal wieder die Zeit kommen, wieder auf Märkten auszustellen und etwas zu zeigen.

Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, das Rad dreht sich weiter: Bisher habe ich nur limitierte Möglichkeiten Bretter „auf Kante“ zu hobeln. „Kleinzeug“ läßt sich auch sehr schwer bis gar nicht halten – und meine alte Ziehbank ist in die Jahre gekommen.

Also wird weiter gedacht, weiter entwickelt.Sobald es die „verrückten Zeiten“ und der Geldbeutel zulassen wird es wohl eine weitere, vielleicht etwas größere und „schönere“ Werkbank geben. Kann sogar sein, daß ich bei Fichte bleibe. Oder doch ein härteres Holz? Wer weiß, wo die Reise hingeht….

Das Wichtigste bei der ganzen „Geschichte“ ist vermutlich, daß ich sehr viel gelernt habe. Über mich, aber auch über „Wege“, Veränderungen, etc.:

Wenn ein Kunde nun nach einer Werkbank fragt, bzw ich ihm/ihr vielleicht sogar eine bauen darf – auf Grund meiner eigenen Erfahrungen über meinen eigenen Wandel kann ich heute sicherlich besser als bei meiner ersten Werkbank helfen, die derzeit am Besten passende Werkbank für ihn/sie zu finden.